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Tag der Arbeit: Über 1000 Besucher bei der Kundgebung des Gewerkschaftsbundes / Erzieherinnen und Alstom-Beschäftigte dabei

„Weil es um etwas geht"

Von unserem Redaktionsmitglied Heiko Brohm

Regen, 10 Grad, das hat wohl einige davon abgehalten, zur Demonstration zu kommen. Die 27-jährige Sonja nicht. Für sie ist es das erste Mal bei einer Mai-Kundgebung der Gewerkschaften, wie für viele andere Erzieherinnen auch. "Ich bin hier, weil es bei uns eben gerade um etwas geht und weil ich das hier zeigen möchte." Sie war nicht die einzige Erzieherin, die aus diesem Grund gestern Morgen auf dem Marktplatz war. Insgesamt kamen laut Polizei über 1000 Besucher zu Demonstration und Kundgebung

Bundesweiter Mindestlohn eingeführt, ein Bildungszeitgesetz in Baden-Württemberg beschlossen - Mannheims DGB-Kreisvorsitzender Jens Lehfeldt wies auf die Erfolge der Gewerkschaften in den vergangenen Monaten hin. Doch beim Blick auf den Marktplatz zeigte sich schnell, dass bei weitem nicht alle zum Feiern gekommen waren. Nicht nur die Erzieherinnen wiesen auf ihren aktuellen Tarifkonflikt hin, bei ihnen läuft derzeit die Urabstimmung, Ende kommender Woche könnte der Streik beginnen.

Auch von Alstom waren viele Mitarbeiter da - sie drängen die "offenen Fragen" bei der Übernahme des Konzerns durch General Electric, „da ist doch vieles unklar, besonders was Mannheim betrifft, und wir erfahren nix”, sagte einer, der schon lange im Mannheimer Werk arbeitet.

Als Hauptredner war der baden-württembergische IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger gekommen. Er verteidigte den Mindestlohn und forderte weitere Regelungen für den Arbeitsmarkt. In Deutschland seien zwar einerseits so viele Menschen erwerbstätig wie noch nie zuvor. Gleichzeitig gebe es aber auch so viel prekäre Beschäftigung wie nie zuvor. "Es ist gerade paradox: Die Armutsgefährdung im Land steigt, obwohl die Zahl der Arbeitslosen sinkt", sagte Zitzelsberger. Es fehle also nicht an Arbeit in Deutschland, sondern an guten Arbeitsplätzen. Die Bundesregierung müsse darum schnell Neuregelungen umsetzen, die bereits im Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD vereinbart seien.

So gehe es um Regelungen zu Leiharbeit und Werkverträgen. An GE, Käufer von Alstom, gewendet forderte Zitzelsberger den Flächentarifvertrag vorbehaltlos anzuerkennen, die Mitbestimmung zu akzeptieren und auch in Zukunft weiter Turbinen am Standort Mannheim zu produzieren. ...